Der lateinische Ausdruck bezeichnet das Stechen von Nadeln (acus pungere). Der in China gebräuchliche Ausdruck „Zhen-jiu“ meint die Akupunktur und Moxibustion, also neben dem Nadelstechen auch
die Wärmebehandlung mit über der Haut abgebrannten Naturstoffen, meist Beifußkraut. In China werden Akupunkturpunkte auch mit Mikroaderlass und Schröpfen behandelt. In der westlichen Welt findet
zudem die Laserbehandlung zunehmend Anwendung.
Das Ziel der von mir eingesetzten therapeutischen Maßnahmen ist, ihre leibliche Autoregulation anzuregen. Wir könnten auch von Selbstheilungskräften sprechen. Wenn sie jetzt das Gefühl haben,
dass dieser Begriff immer dann benutzt wird, wenn man nichts Genaues weiß, dann dies: Hätten wir keine Selbstheilungskräfte, würden wir dann nicht heute noch an der ersten Verkühlung
unserer Babyzeit leiden?
Ich habe Akupunktur vor 45 Jahren in Peking und Nanking studiert. Akupunktur hat sich in dieser Zeit weiterentwickelt. So verstehe ich mich auch als Anhänger der
Segment-Anatomie. Diese moderne Sichtweise der Akupunktur versteht selbige überwiegend neurophysiologisch. Hierdurch hat sich meine Akupunkturtherapie etwas verändert –
modernisiert, ohne vieles gutes klassisches Wissen über Bord zu werfen. Noch gibt es keine umfassende theoretische Erklärung für alle Belange der Akupunktur. Möglicherweise stellt
Akupunktur ein Bündel unterschiedlicher Zugänge zu unserer Leiblichkeit dar, denen eine Charakteristik gemeinsam ist: Druck auf bestimmte Hautareale oder Stiche in die Haut und tiefere Schichten
löst bestimmte – segmentbezogene – Reflexwege aus. Aber was wir heute schon wissen: Bei den klassischen chinesischen Vorstellungen (die Meridiane, das Konzept Qi etc.) handelt es sich um
phänomenologische Bilder, um Metaphern. Die Wirkwege von Akupunktur oder auch Akupressur verlaufen neurophysiologisch.
Wie dem auch sei: Unser Verständnis von den Wirkweisen der Akupunktur hat sich gerade in den letzten Jahren weiterentwickelt, und dennoch finden wir viele empirische Vorgehensweisen der Ärzte der chinesischen Klassik bestätigt. Das macht mich immer wieder staunen. Theorien versuchen empirische Funde zu erklären. Das tun sie meist im zeit- und kulturspezifischen Gewand. Theorien unterliegen also dem "vorläufig gültigen Irrtum". Hatten die ihnen zugrunde liegenden Beobachtungen Hand und Fuß, bleiben sie bestehen. Auch als die Welt als flache Scheibe verstanden wurde, fiel niemand über die erwartete Kante ins Nichts.
Um mit den bekannten Vorurteilen gegenüber der Akupunktur ("Plazebo", "keine Studien") aufzuräumen: Akupunktur ist eine sehr gut untersuchte medizinische Therapieform.
Gelistete Studien in der pubmed libary der National Institutes of Health, USA:
Stand 15. 10. 2022:
insgesamt: 39.596
Randomisierte kontrollierte Studien (RCT): 8.851
Systematische Reviews: 2.828
Metaanalysen: 2.481
Diese Zahlen sind das beste Argument gegen Vorurteile durch Nicht-Wissen!
Die tatsächliche Dauer ihrer Behandlung hängt von der Störung ab. Die Erstanamnese dauert bei chronischen und/oder funktionellen und/oder psychosomatischen Störungen in der Regel eine Stunde, bei einer Störung des Bewegungsapparates 45 Minuten; die Folgebehandlungen 30 Minuten, und wenn wir ein begleitendes psychotherapeutisches Gespräch vereinbaren: 45 Minuten.
Wie viele Behandlungen brauche ich?
Bei akuten Störungen können schon einige wenige Behandlungen zum Erfolg führen. Bei chronischen Störungen gilt die
Faustregel von 12 Sitzungen. Die voraussichtliche Anzahl der Behandlungen werde ich mit Ihnen nach der Erstanamnese besprechen.
Das typische erwünschte Nadelgefühl kann unterschiedliche Gestalt annehmen. Am besten ist es mit dem lautmalerischen Wort „bamstig“ beschrieben. Dieses Gefühl kann sich auch mal ausbreiten, was zumeist an den Extremitäten passiert. Eine Nadel kann auch manchmal etwas weh tun. Wenn dem so ist, haben Sie eine Zauberformel in der Hand. Sie sagen „Au!“, und ich ziehe die Nadel etwas zurück, lenke sie etwas um oder warte etwas – und das „Au“ hat sich verflüchtigt.
Die Moxibustion ist eine Wärmetherapie, die insbesondere bei kälteabhängigen Beschwerden und bei Schmerzen in Frage kommt. Das Schröpfen kann eine Aktivierung des Immunsystems, eine Umstimmung der vegetativen Körperfunktionen und eine Linderung von Schmerzen und Muskelverkrampfungen bewirken.
Es ist wichtig, dass Sie mich über blutverdünnende Maßnahmen bei Ihnen informieren. In der Regel kann die Akupunktur ohne Einschränkungen durchgeführt werden. Über Ausnahmen etwa bei sehr tiefen Nadelungen im Gesäßbereich werde ich Sie gesondert aufklären.
Es gehört zu den Beobachtungen in der Anwendung der Akupunktur, dass sich beispielsweise eine Infektanfälligkeit unter der Behandlung bessert. Zudem weisen wissenschaftliche Untersuchungen darauf hin, dass allergische Erkrankungen mit Akupunktur gebessert werden können.
Der Gedanke der Krankheitsvorbeugung ist in der Chinesischen Medizin fest verankert. Bereits früh wurde in China die Akupunktur zur Vermeidung von Erkrankungen eingesetzt. In einem klassischen
Text der Chinesischen Medizin ist zu lesen:
„Eine Krankheit zu behandeln, die bereits ausgebrochen ist, wäre wie einen Brunnen zu graben, wenn man durstig ist, oder zu beginnen, Waffen zu schmieden, wenn der Krieg bereits ausgebrochen
ist.“
Hierzu ein Beispiel: Es hat sich als sinnvoll erwiesen, bei Pollen-Allergien einige Wochen vor der Blüte mit der Akupunktur zu beginnen. Je nachdem, auf welche Frühblüher
(Haserl, Erle, Birke) Sie allergisch sind – und abhängig von den Temperaturen – können wir schon im Januar mit der Therapie beginnen. Für Allergie auf Gräser gilt dasselbe – nur eben
zeitversetzt. Oder wenn Sie immer zu Zeiten des Wetterwechsels im Herbst/Winter mit Störungen der Atemwege reagieren, kann die Lunge prophylaktisch gestärkt werden.
Ein weiteres Beispiel: Die Geburtsvorbereitung mittels Akupunktur ist eine am AKH Wien und an der Frauen-Universitätsklinik Mannheim gut untersuchte Indikation. Sie findet in der Regel vier, drei, zwei, eine Woche vor der Geburt statt. Und sie wirkt dann unter der Geburt, indem sie diese erleichtert: Die Geburt verläuft angenehmer, die Schwangere benötigt weniger Schmerzmittel, die Geburt läuft schneller ab, es gibt weniger Komplikationen = mehr Spontangeburten. Die Schwangere (sicher auch "das Kleine"), Hebammen und Geburtshelfer sind begeistert.